Selbstständig im Studium: Kann ich während des Studiums als VA arbeiten?
Für viele Studierende beginnt mit dem Semester nicht nur das Studium, sondern auch die Suche nach einem passenden Nebenjob, der sich mit diesem vereinbaren lässt. Neben Vorlesungen, Hausarbeiten und Stunden in der Bibliothek verbringen viele ihre Nächte und Wochenenden beim Kellnern, Nachhilfe geben oder an Supermarktkassen. Aber: gibt es da nicht bessere Möglichkeiten, die zeitlich flexibler sind und sich besser mit dem Studium unter einen Hut bringen lassen?
Die Virtuelle Assistenz ist eine Möglichkeit. Und je nach Studiengang sind hier direkt deine Kenntnisse aus dem Hörsaal gefragt. Aber: kannst du einfach als VA neben dem Studium starten? Welche Möglichkeiten gibt es selbstständig im Studium tätig zu sein? Diese Fragen beantworten wir in diesem Artikel und haben uns als Experten für die rechtlichen Fragen an Dr. Ronald Kandelhard gewandt.
Was ist eine virtuelle Assistenz?
Die Virtuelle Assistenz, oft einfach als „VA“ bezeichnet, ist jemand, der administrative, kreative oder technische Unterstützung aus der Ferne bietet. Dabei sind die meisten VA’s selbstständige Freelancer, die von zu Hause aus oder aus einem Coworking Space arbeiten.
Die Aufgabenbereiche einer virtuellen Assistenz können je nach Qualifikation und den Bedürfnissen des Auftraggebers variieren. Hier einige Beispiele für Tätigkeiten, die eine VA übernehmen kann:
- Administrative Unterstützung: Terminkoordination, E-Mail-Management, Datenbankpflege oder Rechercheaufgaben.
- Kreative Aufgaben: Erstellung von Präsentationen, Grafikdesign, Content-Erstellung oder Social Media Management.
- Technische Unterstützung: Webseiten-Wartung, einfache Programmieraufgaben oder das Einrichten und Verwalten von Software-Tools.
- Spezialisierte Tätigkeiten: Je nach Studiengang und Fachrichtung können VA’s auch für spezifischere Aufgaben wie Übersetzungen, Marktanalysen, Lektorate oder Case Study Writing beauftragt werden.
Der größte Vorteil der virtuellen Assistenz liegt in der Flexibilität. Viele VA’s arbeiten auf Freelancer-Basis, was ihnen erlaubt, sich die Arbeitszeit selbst einzuteilen – ein unschätzbarer Vorteil für Studierende.
Voraussetzungen für die Arbeit als virtuelle Assistenz
Die Arbeit als virtuelle Assistenz erfordert neben einem guten technischen Verständnis auch eine Reihe von Soft Skills. Je nach Auftraggeber gegebenenfalls auch branchenspezifisches Wissen. Vieles lässt sich jedoch während der Tätigkeit lernen: wichtig ist hier eine klare Kommunikation und die Bereitschaft, sich stetig in neue Tools und Techniken einzuarbeiten.
Skills und Soft Skills:
Kommunikationsfähigkeit: Eine klare Kommunikation ist vor allem in der virtuellen Zusammenarbeit unabdingbar. Du musst in der Lage sein, Aufgaben und Erwartungen deutlich zu verstehen und diese ebenso klar an deinen Auftraggeber zu kommunizieren.
Selbstorganisation und Zeitmanagement: Da du meist eigenverantwortlich arbeitest, solltest du in der Lage sein, deine Zeit effizient einzuteilen und Deadlines einzuhalten. Vor allem, wenn du die Arbeit als VA mit dem Studium kombinierst.
Wichtige Tools, die du kennen solltest:
Kommunikationstools: Programme wie Zoom, Skype oder Microsoft Teams für Videokonferenzen und Besprechungen.
Organisationstools: Trello, Asana oder Monday.com helfen dir, Aufgaben zu verwalten und den Überblick zu behalten.
Office-Programme: Kenntnisse in Microsoft Office oder alternativ Google Workspace sind in den meisten Fällen unerlässlich.
Spezialsoftware: Je nach Aufgabenfeld kann spezifische Software nötig sein, z.B. Grafikprogramme wie Adobe Photoshop oder Buchhaltungssoftware.
Branchenspezifische Anforderungen:
Je nachdem, in welcher Branche oder für welchen Auftraggeber du tätig bist, können spezifische Kenntnisse oder Qualifikationen erforderlich sein. Zum Beispiel könnten VA’s, die für einen Anwalt arbeiten, Hintergrundwissen im Rechtswesen benötigen, während VA’s, die für einen Online-Shop arbeiten, Erfahrung mit E-Commerce-Tools wie Shopify oder WooCommerce benötigen könnten.
Vorteile der Arbeit als virtuelle Assistenz neben dem Studium
Die Tätigkeit als virtuelle Assistenz bietet gerade für Studierende eine Reihe von Vorteilen gegenüber von den üblichen Nebenjobs.
Flexibilität der Arbeitszeit:
Das Studium kann durchaus zeitintensiv sein und unvorhersehbare Herausforderungen, wie beispielsweise Prüfungsvorbereitungen oder Projektdeadlines, mit sich bringen. Als virtuelle Assistenz hast du oft die Freiheit, deine Arbeitsstunden nach deinem Studienplan und persönlichen Verpflichtungen auszurichten. Das bedeutet, dass du in stressigen Wochen weniger arbeiten und in ruhigeren Zeiten mehr Aufgaben übernehmen kannst, ohne dich an feste Arbeitszeiten halten zu müssen.
Möglichkeit, von überall zu arbeiten:
Ob zwischen zwei Vorlesungen, von zu Hause aus oder sogar aus dem Urlaub: Als virtuelle Assistenz bist du nicht an einen festen Arbeitsort gebunden. Das spart nicht nur den Arbeitsweg, sondern erlaubt auch ein hohes Maß an Mobilität. Gerade für Studierende, die eventuell ein Semester im Ausland verbringen oder flexibel zwischen ihrem Studienort und ihrem Heimatort pendeln möchten, bietet dies einen unschätzbaren Vorteil.
Entwicklung von Skills, die im späteren Berufsleben nützlich sein können:
Die Arbeit als VA bietet nicht nur die Möglichkeit, bereits vorhandene Fähigkeiten anzuwenden, sondern auch, eine breite Palette neuer Skills zu erlernen. Je nach den spezifischen Aufgaben kannst du Erfahrungen in Bereichen wie Projektmanagement, Kundenkommunikation, technische Tools oder spezifische Branchenkenntnisse sammeln. Diese Kompetenzen sind oft übertragbar und können in vielen verschiedenen Berufsfeldern von unschätzbarem Wert sein.
Zusammenfassend bietet die Tätigkeit als virtuelle Assistenz neben dem Studium nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch die Chance, wertvolle Berufserfahrungen zu sammeln, die die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere nach dem Abschluss bilden können.
Herausforderungen und wie man sie bewältigen kann
Neben den zahlreichen Vorteilen gibt es in der Arbeit als virtuelle Assistenz natürlich auch bestimmte Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, besonders wenn diese Tätigkeit parallel zum Studium ausgeführt wird.
Zeitmanagement:
Das Jonglieren zwischen Vorlesungen, Lernphasen und VA-Aufgaben kann schnell überwältigend werden, wenn man nicht gut organisiert ist. Planungstools und -techniken, um deinen Tag zu strukturieren, können eine Hilfe sein. Es ist zudem ratsam, regelmäßige Pausen einzuplanen und feste Arbeitszeiten für deine VA-Tätigkeit festzulegen. Ein gutes Zeitmanagement ist für jede Virtuelle Assistenz unabdingbar.
Vereinbarkeit mit dem Studium:
Es kann Momente geben, in denen sowohl das Studium als auch der Job als VA hohe Anforderungen stellen und kollidieren. Kommunikation ist auch hier wie so oft der Schlüssel. Informiere deine Auftraggeber über deine Studienverpflichtungen und suche gemeinsam nach flexiblen Lösungen, falls Überschneidungen auftreten sollten. Außerdem kann es hilfreich sein, zu Semesterbeginn den Studienplan genau zu analysieren und potenzielle Stoßzeiten (z.B. Prüfungsphasen) frühzeitig zu identifizieren.
Umgang mit Stress und Deadlines:
Der Druck, mehrere Deadlines gleichzeitig zu bewältigen und den Erwartungen sowohl im Studium als auch im Job gerecht zu werden, kann zu Stress führen. Berücksichtige in deinem Zeitplan auch Phasen für deine Erholung. Sport, Yoga, Spaziergänge – gerade wenn du viel Zeit vor dem Bildschirm verbringst, ist es um so wichtiger auch einmal abzuschalten.
Selbstständig im Studium: Ist das überhaupt erlaubt?
Auch wenn Du vielleicht jetzt am liebsten direkt starten möchtest. Eine wichtige Frage gilt es vorher zu klären bevor: Dürfen Studierende sich überhaupt selbstständig machen, um als VA zu arbeiten? Um diese rechtlich nicht unkomplizierte Frage zu klären, haben wir uns an einen Experten gewandt.
Dr. Ronald Kandelhard war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität, wo er zum Dr. jur. promoviert wurde. Daneben hat er als Legal Expert der Europäischen Union in der Rechtsreform der ehemaligen Staaten der Sowjetunion gearbeitet. In einem Expertenteam hat er geholfen, dort der neuen politischen Ordnung entsprechende Zivil- und Handelsgesetze zu erarbeiten, etwa in Georgien, Turkmenistan oder Moldawien. Zudem hat er als Lehrbeauftragter an der Universität unter anderem Computer- und Internetrecht unterrichtet. Als Mitglied diverser Netzwerke für digitale Nomaden bringt er praktische Erfahrung in die digitale Arbeitswelt ein. Mit seinem Projekt easyRechtssicher und durch das Verfassen von Fachbüchern zum Thema hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Webworkern und Online-Unternehmern rechtssichere Wege aufzuzeigen.
Ronald, dürfen Studierende in Deutschland überhaupt eine selbstständige Tätigkeit aufnehmen?
Selbstverständlich, jeder kann in Deutschland eine selbständige Tätigkeit aufnehmen, auch Studenten. Sogar unter bestimmten Umständen Personen, die noch nicht einmal volljährig sind.
Welche rechtlichen Voraussetzungen müssen Studierende beachten, wenn sie im Studium selbstständig tätig sein wollen?
Wenn du dich in Deutschland selbstständig machen möchtest, musst du meist ein Gewerbe anmelden. Ein Gewerbe ist eine selbstständige Tätigkeit, die auf Dauer angelegt ist und die darauf abzielt, Gewinne zu erwirtschaften. Zur Anmeldung deines Gewerbes hast du aber ca. sechs Wochen nach dem Beginn deiner Selbstständigkeit Zeit.
Eine Ausnahme bildet die Tätigkeit als Freiberufler. Freiberufler müssen kein Gewerbe anmelden. Unter Freiberufler fallen Tätigkeiten, die wissenschaftlich, schriftstellerisch, unterrichtend, künstlerisch oder erzieherisch ausgerichtet sind.
Wie verhält es sich mit Sozialabgaben und Krankenversicherung für selbstständig tätige Studierende?
Grundsätzlich richtet sich das Gesetz der Sozialversicherung an Arbeitnehmer und Arbeitgeber. In diese Personengruppenfallen selbstständige Studenten erstmal nicht. Trotzdem kannst du als Student Sozialversicherungspflichtig werden. Gehst du während deines Studiums einem bezahlten Job nach oder betreibst du ein eigenes Geschäft mit Gewinnabsicht, kann es sein, dass du unter die Sozialversicherungspflicht fällst.
Sobald die wöchentliche Arbeitszeit, die 20-Stunden-Marke überschreitet, verlierst du im Normalfall deinen versicherungsrelevanten Studentenstatus. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass deine Zusatztätigkeit nicht als neben-, sondern als hauptberuflich eingestuft wird und du dich selber versichern musst. Die kostenlose Familienversicherung fällt somit weg.
Dasselbe gilt für den Fall, dass deine monatlichen Einkommen, regelmäßig mehr als 520 Euro betragen. Dieser Betrag gilt für dich als Student, der selbstständig arbeitet, als Krankenversicherungs-Einkommensgrenze.
Gibt es Beschränkungen hinsichtlich der Arbeitszeit oder des Einkommens für selbstständige Studierende?
Prinzipiell sind deinem Verdienst keine Grenzen gesetzt.
Mit einem höheren Einkommen ergeben sich allerdings auch ein paar zusätzliche Pflichten für dich: Wenn dein Einkommen den aktuellen Freibetrag von 9.984 € übersteigt, musst du es versteuern. Außerdem kann ein hohes Einkommen auch deinen Studentenstatus bei deiner Krankenversicherung beeinflussen, was eventuell mit höheren Beiträgen für dich verbunden ist.
Zudem kann dein Einkommen auch einen Einfluss darauf haben, ob und wie viel BAföG du bekommst.
Welche Auswirkungen kann die Selbstständigkeit auf BAFöG oder andere staatliche Unterstützungen haben?
Wie bereits oben angesprochen kann sich dein Einkommen auf dein BAFöG auswirken, denn du musst den Freibetrag beachten, den du neben dem Studium verdienen darfst. Du darfst im gesamten Bewilligungszeitraum (12 Monate) maximal 5.050 Euro Gewinn vor Steuern machen, ohne dass deine BAföG-Leistungen gekürzt werden.
Dein Einkommen aus der Selbstständigkeit wird nicht auf das Kindergeld bei der Erstausbildung angerechnet. Bei einer Zweitausbildung werden Einkünfte erst dann angerechnet, wenn du mehr als 20 Stunden die Woche arbeitest.
Welche Ressourcen oder Tools, wie beispielsweise easyRechtssicher, würden Sie Studierenden empfehlen, die sich rechtssicher im Online-Bereich selbstständig machen wollen?
Für eine virtuelle Assistenten Tätigkeit sind ein Vertrag und auch der nach der DSGVO unverzichtbare Auftragsverarbeitungsvertrag Pflicht. Du findest beide in einem Paket hier.
Für deine Website ist dagegen eine immer aktuelle Datenschutzerklärung unverzichtbar. Dafür ist der Komplettschutz von easyRechtssicher perfekt. Dort findest du unter anderem unseren Datenschutz- und Impressumsgenerator. Damit hast du eine DSGVO-konforme und rechtssichere Website.
Wenn du beides zugleich brauchst, ist unser Starterpaket unschlagbar, hier bekommst du beide Produkte günstiger und noch einen kompletten Kurs, wie du dich rechtlich richtig selbstständig machst.
Schritte zum Einstieg als virtuelle Assistenz
Jetzt wo wir auch die rechtlichen Fragen geklärt haben, kann es also losgehen. Doch wie beginnt man am besten? Hier sind einige Schritte und Tipps, um erfolgreich in die VA-Welt einzusteigen:
Wo findet man Jobangebote?
Natürlich hier bei Fernarbeit.net bei uns findest du zum einen ausgeschriebene Projekte und Aufträge, zum anderen kontaktieren interessierte Auftraggeber unsere VA’s direkt über ihr Profil.
Natürlich findest du auch auf anderen Freelancer-Plattformen wie Upwork, Freelancer.de oder Twago Aufträge für verschiedene Tätigkeiten.
Eine wichtige Quelle für Aufträge sind Empfehlungen: Oftmals ist der persönliche Kontakt Gold wert. Netzwerken – sowohl online als auch offline – kann zu direkten Jobangeboten oder Empfehlungen führen.
Wie baue ich als virtuelle Assistenz ein Portfolio auf?
Beginne klein: Nimm zunächst kleinere Aufträge an, um Erfahrung zu sammeln und Beispiele für dein Portfolio zu haben. Halte alle abgeschlossenen Projekte fest und bitte um eine schriftliches Feedback deinem Auftraggeber, welches du idealerweise auf deiner Website veröffentlichen kannst.
Online-Präsenz: Eine eigene Website oder ein Profil auf einer Plattform kann helfen, deine Arbeiten zentral zu präsentieren. Dies gibt potenziellen Kunden oder Arbeitgebern einen Überblick über deine Fähigkeiten.
Bildung und Weiterentwicklung: Mache Kurse, erhalte Zertifikate und füge sie deinem Portfolio hinzu. Das zeigt, dass du in deine eigene Weiterentwicklung investierst.
Ein idealer Einstieg in das Thema ist unser Online-Kurs „Als VA von überall arbeiten“, der dich durch die ersten Schritte für deinen Start als VA führt.
Der Einstieg als virtuelle Assistenz erfordert, wie jede andere Karriere auch, Engagement, kontinuierliche Weiterentwicklung und die Fähigkeit, sich selbst zu vermarkten. Mit den richtigen Schritten, Hilfsmitteln und einer professionellen Herangehensweise kann diese Tätigkeit jedoch eine erfüllende und lukrative Option neben oder nach dem Studium sein.
Fazit: Die virtuelle Assistenz bietet ist eine flexible Option für den Nebenverdienst, die sich optimal in den studentischen Alltag integrieren lässt. Die Tätigkeitsbereiche einer virtuellen Assistenz sind breit gefächert und können oft direkt mit den Kenntnissen aus dem Studium verknüpft werden. Zudem ermöglicht die Arbeit als VA nicht nur eine zeitliche Flexibilität, sondern auch die Freiheit, von jedem Ort aus zu arbeiten. Dies kann besonders für Studierende, die vielleicht ein Auslandssemester absolvieren oder viel reisen möchten, attraktiv sein.
Insgesamt betrachtet, ist die Arbeit als virtuelle Assistenz eine hervorragende Möglichkeit, Studium und Beruf miteinander zu verknüpfen und dabei sowohl persönlich als auch professionell zu wachsen.